Erste Freundschaft! Philosophie und Politik.
Während das Herz meiner Gattin und ihre geschickten Hände an unserer Hausorgel Buxtehude zum Leben wiedererwecken und während seine Musik meine Gedanken zur Klarheit lenkt, mache ich eine weitere Beobachtung, die das Papier verdient – nach den Synthesen von der ersten Freundschaft der Philosophie, der Freundschaft zur Politik. Wenn Musik die Seele zur Weisheit erhebt, verankert Politik sie im schmutzigen Boden menschlicher Angelegenheiten und Aggressionen, einem Bereich, mit dem die Philosophie nicht verschmelzen kann und nicht verschmelzen will. Davon zu träumen, wie Platon es tat, von Philosophen-Königen oder Philosophie die Politik vorschreiben zu lassen, wie es einige in der Begeisterung von Revolutionen – nationalistisch, kommunistisch, faschistisch – hofften, bedeutet, die Noblesse des Denkens zu entwerten und den Einfluss der Politik aufzublähen. Philosophie und Politik sind keine ineinander verschlungenen Liebenden, sondern Freunde, die sich herausfordern, einander bereichern, ohne ihre Seele zu verlieren. Politik, diese lärmende Arena menschlichen Strebens, ist kein Ort für die stillen Überlegungen der Philosophie. Sie ist ein Handwerk des Kompromisses, wo Stimmen aufeinandertreffen, um den Weg der Gesellschaft zu schmieden, wie Aristoteles in seiner „Politik“ sah, der praktische Regierungsführung über ideale Formen stellte. Doch wie oft sehen wir Unerfahrene – jene, die wie Motten zum Licht nach Macht streben – den Hammer schwingen? Es ist fast komisch, wie ein Kleinkind, das ein Schiff steuert, voller Aufhebens und ohne Karte. Die „Monster im Inneren“, wie ich in „Die Natur des Bösen im Alltag“ untersuchte, treiben politische Torheit an, doch Fortschritt – durch Gesetze, Wahlen und Verfassungen – hat sie, wenn auch unvollkommen, gezähmt. Philosophie kann sie jedoch nicht durch Herrschaft bändigen. Platons Vision weiser Herrscher scheitert, wie Weber warnte, denn Politik verlangt Handeln, nicht Kontemplation, und revolutionäre Träume, die Philosophie mit Macht verheiraten, von Robespierre bis Lenin, gebären oft Tyrannei, nicht Wahrheit. Dennoch ist Philosophie kein Zuschauer. Sie bietet Ideen, Funken, die den Weg für Politiker und Journalisten erleuchten, doch ihre Rolle in der Politik bleibt bescheiden: inspirieren, nicht befehlen. Philosophen wie Putnam, die technokratische Dogmen herausfordern, erinnern uns daran, dass Politik moralische Klarheit braucht, nicht nur Stimmen. Ein Politiker, belastet durch die Anforderungen rund um die Uhr, kann nicht tief philosophieren, ebenso wie ein Philosoph, verloren im Wald des Denkens, nicht effektiv regieren kann. Doch in Freundschaft gedeihen sie – Philosophen reflektieren über den Tumult der Politik und destillieren Weisheit, die Journalisten verstärken und Politiker nutzen können. Stellen Sie sich einen Senator vor, gehetzt von Wahlkämpfen, der über einen philosophischen Essay über Gerechtigkeit nachdenkt, wie Rawls’ öffentliche Vernunft inspirieren könnte, und einen klareren Weg findet. Es ist keine Synthese, sondern ein Dialog, ein gegenseitiges Geschenk, eine Freundschaft. Diese Freundschaft ist lebenswichtig, denn Politik ist mühsam und prägt mit jeder Entscheidung das Leben. Philosophen, die den Puls der Welt beobachten, bieten Einsichten, die die Monster – Gier, Stolz – bändigen, die die Macht plagen. Doch sie dürfen die Grenze nicht überschreiten, sonst werden sie zu verkleideten Politikern, ihre Überlegungen zu Slogans reduziert. Die Tragödie, so seufzt man, ist, wenn Philosophie zur Magd der Politik wird, wie in revolutionären Epochen, als Ideen Guillotinen oder Gulags befeuerten. Stattdessen sollen Philosophen der Seele zuflüstern, Politikern und Journalisten einen Spiegel für ihre Taten bieten, einen Ruf zu höherem Sinn. Diese Freundschaft bereichert beide. Politiker und Journalisten, tief im Praktischen verwurzelt, gewinnen durch die Fragen der Philosophie an Tiefe; Philosophen, durch die Realitäten der Politik geerdet, vermeiden luftige Spekulationen. In einer Welt, in der böse Gewohnheiten lauern und Liebe schwankt, fördert dieser Bund Weisheit ohne Kontrolle, Inspiration ohne Dominanz. Philosophie mit Politik zu verschmelzen, verdunkelt beide Lichter; sie miteinander sprechen zu lassen, entfacht eine Flamme, die das Streben der Menschheit nach einer gerechten und nachdenklichen Welt leitet.