Möchten wir in der EU die eifersüchtige Ex-Freundin sein?
Im Bereich der internationalen Beziehungen bietet uns die dialektische Philosophie Hegels eine nützliche Linse zur Verständnis der derzeitigen geopolitischen Entwicklung. Hegels Methode sieht die Geschichte als Fortschritt durch eine Triade vor: These, Antithese und Synthese. Die These stellt eine anfängliche Idee oder einen Zustand dar, die Antithese deren gegensätzliche Kraft und die Synthese eine höhere Auflösung aus ihrem Konflikt. Auf das 20. und 21. Jahrhundert angewendet verkörpern die Vereinigten Staaten die These – ein Leuchtfeuer liberaler Demokratie und marktwirtschaftlicher Innovation –, während die Sowjetunion und später Russland als Antithese dienen, die westliche Dominanz mit autoritärem Kollektivismus und imperialen Ambitionen herausfordern. Ihre Zusammenstöße, von den Stellvertreterkriegen des Kalten Krieges bis zum laufenden Ukraine-Konflikt, haben diesen dialektischen Prozess zu einer potenziellen Synthese vorangetrieben: einer multipolaren Weltordnung, in der ehemalige Gegner Stärken integrieren, um gegenseitige Stabilität zu erreichen.
Der Kalte Krieg verkörperte diese Spannung exemplarisch. Die USA, geboren aus der Unabhängigkeitserklärung von 1776 und formalisiert in der Verfassung von 1787, gelten als die älteste kontinuierliche Demokratie der Welt, die nun auf 250 Jahre zusteuert. Als „junges Imperium“ seit ihrer globalen Hegemonie nach dem Zweiten Weltkrieg – die sich über etwa 80 Jahre erstreckt – haben sie Macht durch Allianzen wie die NATO projiziert, oft auf Kosten von Rivalen. Russland hingegen führt seine imperialen Wurzeln auf die Kiewer Rus im 9. Jahrhundert zurück und verfügt über mehr als ein Jahrtausend zentralisierter Autorität. Sein demokratisches Experiment, das mit der Verfassung von 1993 nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion begann, ist erst drei Jahrzehnte alt – ein junges System mit Wahlen, föderaler Struktur und verfassungsrechtlichen Garantien, das jedoch für Zentralisierung und begrenzten Pluralismus kritisiert wird. Geduld ist essenziell; als „altes Imperium, junge Demokratie“ braucht Russland Zeit zur Entwicklung, so wie die USA als "Alte Demokratie und junges Imperium" Zeit benötigen.
Mitten in dieser Dialektik tritt die Europäische Union als „drittes Rad“ auf – eine Nachkriegs-Konstruktion nach dem Zweiten Weltkrieg, der es an militärischer oder ideologischer Stärke mangelt, um eine Antithese zu einer der beiden Mächte zu bilden. Einst enger Verbündeter der USA, gleicht die EU nun einer „eifersüchtigen Ex“, die von transatlantischen Verschiebungen überschattet wird. Diese Rolle wird jedoch durch narzisstische Tendenzen unter ihren Politikern und Diplomaten kompliziert, die die EU oft mit dem gesamten europäischen Kontinent gleichsetzen, obwohl die Union nur etwa 4,23 Millionen Quadratkilometer umfasst – rund 41 % der 10,18 Millionen Quadratkilometer Europas.
Dieses selbstverherrlichende Verhalten führt zu Übergriffen und ausgrenzenden Politiken, die nicht-EU-europäische Staaten wie Russland und die Ukraine entfremden ubd leider auch die Bevölkerung innerhalb der EU Staaten. Dennoch verbirgt sich hinter diesem Narzissmus eine immense Verantwortung: EU-Politiker und Diplomaten können durch diplomatisches und demokratisches Verhalten helfen Gräben zu überbrücken, statt sie zu vertiefen.
Diese Dringlichkeit wird durch die Transformation Europas zum „Pulverfass der Welt“ verstärkt, ähnlich wie der Balkan einst das „Pulverfass Europas“ vor dem Ersten Weltkrieg war.
Ethnische Spannungen, Nationalismus und Rivalitäten großer Mächte drohen nun mit globaler Zündung, insbesondere durch den Ukraine-Krieg. Wer kann der Welt den Weg zum Anstand zeigen, Vorbild für ein friedliches, demokratisches Miteinander? Jeder Krieg ist schrecklich und dieser schreckliche Krieg soll beendet werden. Jeder Kriegt führt schließlich auch zu diversen anderen Bewegungen, wir sehen hier z. B. nun wieder im Hintergrund deutsche Osterweiterungstendenzen auf slawischen Territorien emporkommen, die im letzten Krieg vor 80 Jahren 35 Millionen slawische Leben genommen haben. Ende 2025, inmitten beschleunigter diplomatischer Kontakte zwischen USA und Russland sowie Friedensinitiativen, wollen sowohl Deutschland als auch die EU diese aufkeimende Annäherung zwischen Washington und Moskau unterstützen, die globale Stabilität verspricht. Wer wünschte sich einen weiteren Kalten Krieg oder schlimmer noch einen heißen? Weder Deutschland noch die EU sollten als Bremse für den Frieden in der Ukraine agieren und die eifersüchtige Ex-Freundin spielen. Was unterstützt globales Denken und die langsame Entstehung einer Vereinten Menschheit besser? Denkt jemand all der bisherige Fortschritt der Globalisierung und des globalen Friedens auf diesem Planeten lässt sich am besten durch neue Weltkriege erreichen?
Betrachten wir Deutschland als Mikrokosmos. Trotz der demokratischen Fassade seit 1949 hegt es „Obrigkeitsgehorsam“ – blinden Gehorsam gegenüber der Obrigkeit – neben anhaltendem Rassismus und einem sich uber die gesamte Welt erhebenden Nationalismus, den wir noch aus der alten Hymne "Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt" gut kennen. In der neuen Weltordnung repräsentiert Deutschland nur 1 % der Weltbevölkerung (84 Millionen bei 8,2 Milliarden), aber Deutschland ist nicht anders als viele Länder heute, jedes Land hat viele interne Probleme und eine geschrumpfte Statur in unserer nun schon 8 Milliarden Menschen zählenden Welt. Wahre Demokratie, so denke zumindest ich, erfordert Selbstreflexion jenseits formaler Strukturen.
Ist ein diplomatischer Mittelweg erreichbar?Durch die Umarmung der Synthese, ja auch eine Freude für diese, kann die innovative Demokratie der USA die imperiale Widerstandsfähigkeit Russlands mildern, mit der EU als verantwortungsvoller Brücke für den Frieden. Die von Deutschland und der EU unterstützte Hegemonie der USA, die wir in den letzten 30 Jahren hatten, hat ja leider nicht funktioniert.
Diese hegelianische Auflösung – geduldig, inklusiv und multilateral – scheint den einzigen Weg zu dauerhaftem globalen Harmonie zu bieten. Vielleicht, denken Sie darüber nach: Statt einer eifersüchtigen Ex-Freundin zu sein, könnten wir die Beziehungen zwischen USA und Russland fördern und das Pulverfass entschärfen – für eine vereinte Zukunft, die Unterschiede respektiert?
